Unser Gehen wird vom Untergrund, vom Lauftempo, vom Schuhwerk,
vom Gepäck das wir tragen, von der Beschaffenheit des Geländes und von unserer Stimmungslage beeinflusst. Wir bewegen uns heute meistens auf harten Beton- und Asphaltböden, haben unseren Gang an
anspruchslose, ebene Oberflächen und an die Eile der schnelllebigen Zeit angepasst.
Darüber hinaus tragen viele Menschen Schuhe, die das natürliche Gehen einschränken. Bei jedem Schritt donnert die Ferse mit gesamten Körpergewicht auf den harten Untergrund und der Vorderfuß
tapst,
ohne abzurollen, der Ferse hinterher. Der Fersenaufschlag erschüttert jedes Mal die gesamte Knochenkette des Körpers - bis zum Schädel. Die Folgen können u.a. Fuß-, Kopf- und Rückenschmerzen
sein.
Aber, wie geht man richtig?
Wie setzt man den Fuß richtig auf? Zuerst die Ferse, oder den Ballen?
Körpergerechter Fersengang
Auf geraden Straßen und asphaltierten Wegen, auf denen wir meistens laufen, gibt uns der körpergerechte Fersenlauf einen guten, stabilen Halt, aktiviert bei jedem Schritt die Beinmuskulatur und lässt uns schnell und sicher vorankommen. Versuche einmal den körpergerechten Fersengang nach dieser Anleitung zu üben:
1. Übertrage zunächst dein gesamtes Körpergewicht auf den linken Fuß.
2. Hebe den rechten Fuß leicht an, bewege ihn etwas nach vorne und setze die Ferse sanft, ohne hart aufzuschlagen, auf den Boden ab.
3. Rolle den rechten Fuß von hinten nach vorne ab, etwas mehr entlang der Außenkante, bis zum Vorderfuß, und übertrage währenddessen das gesamte Gewicht des Körpers auf den rechten Fuß.
4. Während du das Gewicht des Körpers auf den rechten Fuß überträgst, wird der linke Fuß sukzessive entlastet, rollt mit nach vorne ab und schiebt den Körper, durch aktives Wegdrücken des Vorderfußes (Ballen und Zehen) vom Boden vorwärts.
5. Dein gesamtes Körpergewicht ist jetzt für einige Momente nur auf dem rechten Fuß.
Weiter geht es dann mit dem linken Fuß ab dem Punkt 2.
Körpergerechter Ballengang
Im Ballengang, wird zuerst der Vorderfuß aufgesetzt, dann von vorne nach hinten abgerollt und zum Schluss folgt die Ferse. Kleine Kinder die laufen lernen, laufen instinktiv im Ballengang, um
verschiedene Untergründe zu erkunden und entdecken.
Wenn wir z. B. im Sommerurlaub irgendwo im Süden barfuß auf einem unbekannten Wanderweg, oder auf einem steinigen Strand unterwegs sind, laufen wir im Ballengang. Mit unserem sensiblen Fußballen
wollen wir zuerst sicher erkunden, wie der Untergrund beschaffen ist. Die Aufmerksamkeit ist ganz bei den Füßen und wir setzen zuerst den Ballen auf, um festzustellen, ob wir den Schritt
schmerzfrei machen können. Barfuß geht man vorsichtiger und somit langsamer und bewusster, man schaut wohin man tritt.
Durch das Aufsetzen des Ballens wird die Muskelpumpe in den Beinen aktiviert. Sie sorgt für einen guten Blutrücklauf in den Venen und beugt dadurch schwere Beine und Krampfadern vor.
Die Abrollrichtung im Ballengang ist dem Fersengang genau entgegengesetzt. Beim Ballengang von vorne nach hinten, beim Fersengang von hinten nach vorne. Im Ballengang wird der Laufuntergrund erst
erfühlt und dann ein Schritt gemacht, im Fersengang wird der Schritt gleich gemacht, aus der Sicherheit heraus dass der Boden keine Gefahren birgt. Entsprechend läuft man im Fersengang schneller
und im Ballengang etwas achtsamer und langsamer.
Also, meine Antwort auf die Frage: „Wie geht man richtig?“ lautet:
BEWUSST
- durch bewusstes variieren zwischen dem Fersen- und Ballengang,
abhängig vom Laufuntergrund und der benötigten Schnelligkeit
des Gehtempos
- durch bewusstes Auflegen der Ferse auf dem Boden
(kein „Donnern“ mit den Fersen!)
und AKTIV
- durch aktives Anheben und Abrollen der Füße bei jedem Schritt
(kein „Tapsen“, kein „Schluffen“!)
- durch aktives Wegdrücken des Vorderfußes vom Boden wird der Körper
nach vorne befördert
BEWUSST UND AKTIV gehen will geübt sein und es benötigt viel Achtsamkeit und Geduld bis sich die neue, Gehegewohnheit etabliert hat. Dabei werden sowohl der Fersengang als auch
der Ballengang, dem Untergrund entsprechend spontan und abwechselnd eingesetzt.
Einmal umgesetzt ist das bewusste und aktive Gehen eine unglaubliche Wohltat und eine Gesundheitsquelle für den Körper und Geist.
Ein Tipp:
Barfußschuhe unterstützen das aktive Gehen. Sie haben eine ganz dünne Sohle und keine Fersenpolsterung, so dass man beim Laufen das Gefühl hat, als ob man barfuß gehen würde. Wie beim Barfußlaufen spürt man alle Bodenunebenheiten, aber die Füße sind vor Verletzungen durch spitze Steine oder Dornen geschützt.
Und abschließend noch ein schönes Bild dazu:
Das Gehen soll so sein, wie der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh in einem seiner Bücher über die Gehmeditation das Gehen beschrieben hat:
„Mit jedem Schritt küsst Du die Erde mit den Füßen“.
Sanja
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